Der Tierarzt in Corona-Zeiten
Dr. Monika Schillmeier, Vetoquinol
Das Coronavirus hat von vielen Tierärzte nicht nur eine Umstellung der Praxisorganisation gefordert. Wie wirkt sich die Pandemie auf die Tierarztpraxen aus? Wir haben mit Dr. Monika Schillmeier von der Firma Vetoquinol gesprochen, die in diesem Zusammenhang eine Umfrage bei Veterinärmedizinern und Tiermedizinischen Fachangestellten in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt haben.
Hallo Frau Dr. Schillmeier, Ihr Unternehmen hat sich ja sehr viele Gedanken zum Thema Corona und Tierarztpraxis gemacht. Was war hier Ihre Motivation?
Natürlich wollten wir erfahren, welche Veränderungen die Pandemie und diesbezügliche Regelungen für die Praxen und Kliniken bedeutet haben. Denn dass es gravierende Veränderungen zum Eigenschutz und der Einhaltung der Sorgfaltspflicht den Mitarbeitern gegenüber geben musste, war natürlich klar. Außerdem musste ja der Regelbetrieb irgendwie aufrecht erhalten werden. Da wir ja selbst von einschneidenden Veränderungen in der Art zu arbeiten betroffen waren, wollten wir wissen, wie wir unsere Kunden in dieser außergewöhnlichen Situation bestmöglich unterstützen können. Wir wollten uns dabei nicht nur auf unser Bauchgefühl verlassen.
Sie haben hierzu ja nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern Österreich und der Schweiz Tierärzte und Kliniken befragt. Wie hoch war hier die Resonanz?
Von der Resonanz war ich persönlich positiv überrascht. Trotz vermehrter Arbeit haben sich viele Tierärzte die Zeit genommen, uns zu antworten.
Über alle drei Länder haben insgesamt fast 400 Kunden an der Umfrage teilgenommen.
Ihre Befragung hat Unterschiede in den verschiedenen Ländern ergeben, vor allem in Österreich war die Abweichung deutlich. Worauf führen Sie das zurück?
In Deutschland haben die Tierärzte angegeben, dass sich am Patientenaufkommen und somit an den Umsätzen größtenteils nicht viel verändert hat. Die Praxen in Österreich und der Schweiz bewerteten die Praxissituation wesentlich negativer.
Allerdings muss man auch die Situation und die Einschränkungen in den jeweiligen Ländern berücksichtigen. Öster-reich war ja in der Hochphase von deutlich mehr Einschränkungen betroffen als Deutschland.
Wo lagen die größten Veränderungen im Praxisalltag?
Die meisten Praxen in Deutschland und Österreich sind von den offenen Sprechstunden auf feste Termine umgestiegen. In der Schweiz wurde schon vor Corona meist mit Terminen gearbeitet, wodurch sich hier keine großen Veränderungen ergaben.
Welche Erkenntnisse haben Sie zur Hilfe vor Ort aus der Befragung gewonnen?
Wichtig ist für die Praxen, dass weiterhin genügend der benötigten Medikamente zur Verfügung stehen und keine Engpässe auftreten. Aber auch die Kontakte mit den Tierbesitzern sind schwieriger geworden Hier fehlt mancherorts auch das Miteinander und Verstehen, dass die Wartezimmer eben nicht geöffnet sind und nur mit Termin, außer natürlich in einem Notfall, behandelt werden kann. Das ständige Rechtfertigen und Erklären ist für viele Praxen anstrengend und zeitintensiv, denn auch die Tierarztpraxis ist zur strikten Einhaltung der Corona-Hygienemaßnahmen verpflichtet. Und das aus gutem Grund.
Was hat sich für die Praxen noch verändert?
Die meisten Praxen boten längere Öffnungszeiten und somit auch Terminvergaben an, damit die Tierbesitzer nicht zu lange warten mussten. Allerdings ergaben sich durch die verschärften Hygienemaßnahmen in den Praxen und Kliniken auch ein wesentlich höherer Aufwand an Desinfektion nach jedem Patienten, da nicht nur der Behandlungsbereich, sondern auch der Empfang, die Türen und noch einiges mehr nach jedem Termin desinfiziert werden mussten.
Gab es auch Unterschiede in den Fachrichtungen?
Bei den Kleintierpraktikern war eher ein relativ konstantes Arbeiten möglich, im Pferdebereich gestaltete sich die Organisation anfangs extrem schwer – viele Ställe waren ja für externe Besucher geschlossen oder nur zu bestimmten Zeiten betretbar – und hier kam es auch zu den gravierend-sten Einbrüchen.
Was ist Ihr Eindruck nach der Befragung?
Die meisten Tierärzte haben die Umstellung des Praxisalltags sehr flexibel angenommen, stehen nach wie vor den Patientenbesitzern zur Seite und versuchen alles, damit den Tieren die gleiche Qualität an Behandlung zuteil werden kann wie vor den Beschränkungen durch Corona.
Was können Sie unterstützend tun?
Unser wichtigstes Signal an die Tierärzte ist, dass wir in diesen Zeiten keine Preiserhöhungen weitergeben, trotz gestiegener Kosten für die Rohstoffe.
Außerdem war es eine große Herausforderung für die Tierärzte, ihre Patienten unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen zu untersuchen und zu behandeln. Der Mund-Nasen-Schutz hat zusätzlich noch viele Tiere verunsichert. Zu diesen Themen haben wir den Tierärzten Webinare mit nützlichen Tipps und hilfreichen Informa-tionen von einer Verhaltensexpertin angeboten.
Uns ist es zum Wohle der Tiere vor allem wichtig, den Praktiker vor Ort zu unterstützen. Wir alle werden im Miteinander sicher besser durch diese neue Zeit kommen.
Wir wollen Partner und Stütze der Tierärzte sein – zum Wohle aller tierischen Patienten.
Liebe Frau Dr. Schillmeier, wir bedanken uns herzlich für dieses Gespräch und freuen uns, dass Sie uns an Ihren Erfahrungen teilhaben ließen.
Die „Corona-Merkblätter“ können Sie hier als pdf downloaden: www.zylkene.de
Das Gespräch führte Frau Güttel, tierärztezeitung.
Dr. Monika Schillmeier, Vetoquinol
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